Schlussfolgerungen

Die Energiewende ist ein dynamischer Prozess, der längst begonnen hat. Sie birgt grosse Chancen und kann zu einem grossen Erfolg für die Schweiz werden. Aber wir müssen sie richtig machen. Nur eine entschlossene Energiewende funktioniert. Mit einer halbherzigen Energiewende ersetzen wir das eine Übel (Atomkraftwerke) durch ein anderes (Gaskraftwerke), akzeptieren Energieverschwendung als Naturgesetz und überziehen das Land mit kleinen Wasserkraftwerken. Dann stehen wir in 20 Jahren vor einem Scherbenhaufen mit hohen Kosten und tiefer Versorgungssicherheit, mit fossilem Strom, mit kaputten Bächen und katastrophaler Klimabilanz. Damit das nicht passiert, brauchen wir einen Kompass, der zeigt, wo wir auf Kurs sind und wo wir nachlegen müssen. Der Energiewende-Index ist dieser Kompass.
In seinem vierten Jahr zeigt der Energiewende-Index: Die Energiewende ist in der Schweiz längst Realität. In gut einem Drittel der Indikatoren gab es spürbare Fortschritte im vergangen Jahr: sinkende CO2-Emissionen aus der Energieerzeugung, höhere – für die Artenvielfalt wichtige – Totholzvorräte im Wald, mehr erneuerbare Energien und weniger Ausgaben für Energieimporte. Voll auf Energiewende-Kurs sind wir damit aber noch längst nicht, denn dann würden die Indikatoren 100% Zielerreichung anzeigen. Und das ist fast nur bei den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen «Leitplanken» der Energiewende der Fall – bei der Versorgungssicherheit und den Kosten der Energieversorgung. Hier brauchen wir uns auch in Zeiten der Energiewende offenbar keine Sorgen zu machen. Energie kostet die Schweizerinnen und Schweizer weniger als die meisten anderen Länder der Welt. Und die Energieversorgung ist sicher und zuverlässig. Viele dieser Werte können durch eine erfolgreiche Energiewende sogar noch besser werden: Wenn wir die einheimischen erneuerbaren Energien ausbauen und den Energieverbrauch senken - dann steigt der Eigenversorgungsgrad mit Energie und die Ausgaben für Energieimporte sinken weiter. Aber der Energiewende-Index zeigt auch, wo die Energiewende noch hakt: Zwar entstand durch die Störfälle und Stillstände der Atomkraftwerke spürbar weniger Atommüll. Aber weiterhin ist kein Atomkraftwerk endgültig abgeschaltet. Im Gebäudebestand werden immer noch Öl- und Gasheizungen eingebaut, obwohl sie längst eine Dinosaurier-Technologie sind. Spritschluckende Autos machen unsere Mobilität ineffizient und der Ausbau der Wasserkraft gefährdet die letzten Gewässerperlen der Schweiz.

Aus dem Energiewende-Index 2016 lässt sich ableiten, was nun zu tun ist: Rahmenbedingungen für den schnellen und zugleich naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien schaffen, wirksame Anreize gegen Energieverschwendung und für Klimaschutz setzen – u.a. mit Effizienzzielen für Neuwagen. Dies liegt nun in den Händen von Stände- und Nationalrat: Mit einem klaren «Ja» zur Energiestrategie kann das Parlament im September 2016 dafür sorgen, dass die Energiewende weiter an Fahrt gewinnt. Und auch das Volk hat mitzureden: Im November stimmt es über die Festsetzung verbindlicher Maximallaufzeiten für die fünf alten AKW ab. Ein «Ja» wird sich schnell im Energiewende-Index niederschlagen, weil unsichere Reaktoren abgeschaltet und weniger Atommüll produziert wird.

Die Umweltverbände setzen sich mit all ihrer Energie dafür ein, dass wir die längst begonnene Energiewende erfolgreich fortführen und heute den richtigen Kurs einschlagen, damit wir spätestens 2050 eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftliche Energieversorgung haben. Der Energiewende-Index weist den Weg dorthin. Mit der Datenaufbereitung vom unabhängigen Beratungsunternehmen Ernst Basler + Partner AG ist er ein solider, glaubwürdiger Wegweiser.
Detailliertere Schlussfolgerungen der Umweltallianz aus den einzelnen Ergebnissen des Energiewende-Index 2016 finden sich bei den einzelnen Indikatoren.