Schlussfolgerungen

Während das Bundesparlament in Bern mit der Totalrevision des CO2-Gesetzes über die Klimapolitik der Zukunft entscheidet, zeigt der Energiewende-Index der Umweltallianz unbestechlich, in welche Richtung sich Energie und Klima hierzulande in der Gegenwart bewegen: Die Klimagas-Emissionen im Inland sinken längst nicht in dem Ausmass, zu dem sich die Schweiz mit dem Pariser Abkommen völkerrechtlich verpflichtet hat. Wird diese Entwicklung vom Parlament nicht korrigiert, verursachen Gebäude, Fahrzeuge und Industrie 2040 noch 19 Millionen Tonnen energiebedingte CO2 Emissionen! Laut Paris-Abkommen sollten wir dann bei netto-null sein. In der Stromerzeugung ist der CO2-Ausstoss 2017 sogar deutlich gestiegen – durch vermehrten Einsatz von fossilem Erdgas.
Auch bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sind wir noch weiter vom Zielkurs entfernt als zuvor. Es werden nicht genug Solar-, Wind- und Biomasseanlagen gebaut, um das Zielszenario der bundesrätlichen Energieperspektiven zu erreichen. Und dies obwohl das Förderinstrument der Einspeisevergütung derzeit noch in Kraft ist, während es auf Wunsch des Parlaments in wenigen Jahren auslaufen soll. Der Bundesrat muss also dringend ein Strommarktdesign vorschlagen, das den weiteren Ausbau der neuen erneuerbaren Energien in Zukunft gewährleistet. Und er muss dafür sorgen, dass das Gewässerschutzgesetz auch tatsächlich umgesetzt wird. Denn der Anteil des (naturverträglichen) Ökostroms an der gesamten Wasserkraftproduktion stagnierte auch im vergangenen Jahr – das eigentliche Ziel gerät dabei immer weiter ausser Sicht. 100% Zielerreichung gibt es fast nur bei den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen «Leitplanken» der Energiewende – bei der Versorgungssicherheit und den Kosten der Energieversorgung. Hier brauchen wir uns auch in Zeiten der Energiewende offenbar keine Sorgen zu machen. Energie kostet die Schweizerinnen und Schweizer weniger als in den meisten anderen Ländern der Welt. Und die Energieversorgung ist sicher und zuverlässig. Viele dieser Werte können durch eine erfolgreiche Energiewende sogar noch besser werden: Wenn wir die einheimischen neuen erneuerbaren Energien ausbauen und den Energieverbrauch senken - dann steigt der Eigenversorgungsgrad mit Energie und die Ausgaben für Energieimporte sinken weiter.
Der Energiewende-Index 2018 basiert grösstenteils auf den Daten von 2017 und zeigt damit den Stand der Energiewende, bevor die Energiestrategie 2050 (zum 1.1.2018) in Kraft trat und zu wirken begann. Nichtsdestotrotz heisst es nun mehr als bloss abwarten: Mit der aktuell laufenden Totalrevision des CO2-Gesetzes wird bestimmt, ob die Schweiz beim Klimaschutz in absehbarer Zeit endlich auf Zielkurs kommt. Die Indikatoren für Energieeffizienz in Gebäuden und im Verkehr hängen auch davon ab, ob die Schlupflöcher bei CO2-Zielwerten für Neuwagen beseitigt werden (oder zumindest der Beschluss der Energiestrategie bestätigt wird), und welche Vorgaben und Anreize Bund und Kantone für den Gebäudepark setzen. Die aktuellen Zielerreichungsgrade zeigen glasklar, dass beim Klimaschutz grosser Handlungsbedarf besteht. Ein deutlicher Auftrag ans nationale Parlament für die Beratung des CO2-Gesetzes und an die Kantone für die anstehenden Revisionen ihrer Energiegesetze! Die Umweltverbände setzen sich mit all ihrer Energie dafür ein, dass wir die längst begonnene Energiewende erfolgreich fortführen und dazu den Kurs so justieren, damit wir spätestens 2050 eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftliche Energieversorgung haben. Der Energiewende-Index weist den Weg dorthin. Mit der Datenaufbereitung vom unabhängigen Beratungsunternehmen EBP Schweiz AG ist er ein solider, glaubwürdiger Wegweiser.
Detailliertere Schlussfolgerungen der Umweltallianz aus den einzelnen Ergebnissen des Energiewende-Index 2018 finden sich bei den einzelnen Indikatoren.